Symposium | Philosophie und Philologie. Denken in Edition, Translation und Kritik
Organisiert von Simon Godart, Andrew James Johnston, Hanna Trauer (SFB 980) und Sebastian Tränkle, Research Area 3: "Future Perfect".
Mit Blick auf ihre Zeitlichkeit und Geschichte unterhalten die Philologien und die Philosophie ein spezifisches und fruchtbares Wechselverhältnis; die Darstellung vergangenen Denkens und Schreibes operiert innerhalb derselben praktischen wie theoretischen Matrix, in der die Aufbereitung und Lesbarmachung von Texten, ihre Übersetzung zwischen den Sprachen, Kulturräumen und Zeiten sowie ihre hermeneutische Entschlüssung über die Rezeptionsstufen hinweg ebenso zentral ist wie ihre kritische Evaluation und Aktualisierung in der Gegenwart. Philologie und Philosophie(geschichte) bewegen sich innerhalb und jenseits des Kanons; sie versuchen, die Traditionen, denen wir unsere Ideen und Konzepte verdanken, zu verstehen, und sie gleichzeitig mit Randständigem, Peripherem und Umwegigem zu konfrontieren. Dieses Denken zeichnet sich durch eine hochsensible Fähigkeit aus, Vergleiche zu ziehen und Analogien herzustellen - zwischen den Epochen und darüber hinaus, wie auch zwischen den Kulturen und Sachgebieten, und innerhalb von ihnen. Schreib- und Denkweisen sind für keine bloßen Formen, leere Hüllen, die unveränderliche Inhalte transportieren, sondern selbst methodisch und thematisch aufs höchste wirksam. Philosophie und Philologie sind so, wie Anne Eusterschultes Forschung sie ins Verhältnis setzt, beide einer Lektürepraxis verpflichtet, die es versteht, in die Tiefe wie in die Breite zu gehen, die sich dem philologisch-historischen (und nicht immer schriftlichen) Material anschmiegt, von dem das Denken seinen Ausgang nimmt und zu dem es immer wieder zurückkehrt.
Das bevorstehende Symposium hat zum Ziel, Beiträge zu sammeln, die sich im Grenzbereich von Philosophie, Kunstgeschichte und Philologie bewegen und nach dem Verhältnis von Medium und Material, von Mimesis und Memoria und von Tradition und Kritik fragen. Wie gestalten sich Erinnerung und Tradition im Denken und Handeln der europäischen Geistesgeschichte? Und wie wird die Form, in der das Denken stattfindet und die es prägt, systematisch, inhaltlich und ästhetisch wirksam? Welche Bedeutung haben mimetische Verfahren des Abbildens, Analogisierens, Abstrahierens und Allegorisierens für Prozesse der Übertragung, Rezeption und Kritik? Welchen Beitrag leisten die Medien und Materialien von Texten, Modellen, Gedanken und Kunstwerken zu deren tief in die Zeiten reichenden Wirksamkeit, und wie wird historischer Wandel in der Weitergabe möglich?
Programm
Freitag, 19. April 2024Vortragsraum des Philosophischen Instituts, Habelschwerdter Allee 30, 14195 Berlin
16:30 | Grußworte
Barbara Vetter (Institut für Philosophie)
Jan Lazardzig (Dekan des Fachbereichs)
Andrew James Johnston
Ulrike Schneider
Glenn Most (online)
Eva Geulen
18:15 | Gerald Hartung (Wuppertal): Geschichte und Geschichten der Philosophie
19:15 | Empfang im Foyer
Samstag, 20. April 2024EXC 2020 "Temporal Communities", Otto-von-Simson-Straße 15, 14195 Berlin
10:30 | Hana Gründler: Weisse Spuren. Ketzertum und Underground in der ČSSR der 1970er Jahre
11:00 | Kaffeepause
11:15 | Dirk Stederoth: Kritik der Kunst – Kunst der Kritik – Kritische Kunst
11:45 | Sebastian Tränkle: Nervenschwache Taugenichtse. Versuch über Dekadenz
Der Vortrag von Andrew James Johnston: Literarische Zirkel. Chaucer, Giotto und das Sehen mit dem Zeigefinger (entfällt krankheitsbedingt)
12:15 | Mittagspause
13:45 | Hanna Trauer: Aufstieg zum Himmel. Lost and found in translation
14:15 | Simon Godart: Erste Worte. Kritik, Edition und Translation in Erasmus' Johannes-Übersetzung
Time & Location
Apr 19, 2024 - Apr 20, 2024
Freitag:
Institut für Philosophie
Habelschwerdter Allee 30
14195 Berlin
Samstag:
EXC 2020 "Temporal Communities"
Otto-von-Simson-Straße 15
14195 Berlin
Further Information
Um Anmeldung per E-Mail wird gebeten: simon.godart@fu-berlin.de